Blogpost

Finanzierte Emissionen als Risikohebel: Warum valide Emissionsdaten für Banken jetzt entscheidend sind

Klimarisiken im Kreditportfolio: Wie beeinflussen finanzierte Emissionen das Kreditportfolio von Banken?

Finanzierte Emissionen machen oft über 90 % der CO₂-Bilanz eines Instituts aus – und sind ein zentraler Risikofaktor. Ohne valide Emissionsdaten lassen sich transitorische Risiken kaum erkennen oder steuern. Der Artikel zeigt, wie Banken mit zuverlässigen CO₂-Daten im KMU-Segment ihre Portfolios absichern, Risiken reduzieren und regulatorisch zukunftsfähig bleiben.

876
4 Minuten Lesezeit
Finanzierte Emissionen -Klimarisken im Kreditportfolio

1,5 Grad bleibt das Ziel, auch wenn die Politik zögert

Seit den 1980er Jahren hat sich die globale Erwärmung etwa verdoppelt. Das ist ein klares Signal für die zunehmende Dringlichkeit klimapolitischen Handelns. Der Weltklimarat warnt, dass Kipppunkte im Klimasystem bereits bei einer Erwärmung von 1,5 Grad irreversibel überschritten werden. So hätte etwa ein Zusammenbruch der Atlantikzirkulation gravierende Folgen: mehr Extremwetter in Europa, gestörte Ökosysteme im Nordatlantik und ein beschleunigter Meeresspiegelanstieg an der US-Küste.

Diese Entwicklungen sind nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Bedrohung. Für Banken bedeutet dies, wachsende physische Risiken in ihren Kreditportfolios, sinkende Versicherbarkeit von Vermögenswerten und mögliche Instabilität an den Finanzmärkten.

Banken als Klimafaktor: Finanzierte Emissionen im Fokus

Vor diesem Hintergrund kommt den Investitions- und Finanzierungsentscheidungen von Banken eine entscheidende Rolle zu. Über finanzierte Emissionen, also jene Treibhausgasemissionen, die Banken indirekt über Kredite und Investitionen verursachen, beeinflussen sie maßgeblich den Emissionspfad der Realwirtschaft (Scope 3.15 gemäß GHG Protocol). Diese machen in vielen Fällen über 90 Prozent der CO₂ Bilanz eines Instituts aus, werden jedoch oft vernachlässigt.

Gleichzeitig stellen sie einen zentralen Hebel für wirksame Dekarbonisierung und Risikominimierung dar. Denn hohe finanzierte Emissionen bedeuten erhöhte transitorische Risiken in den Kreditportfolios, während dauerhaft hohe Emissionen den Klimawandel weiter verstärken und damit auch physische Risiken zusätzlich erhöhen.

Eine aktuelle Studie der BaFin zeigt, dass nur wenige Finanzunternehmen bislang Frühwarnindikatoren nutzen, um physische und transitorische Risiken frühzeitig zu erkennen. Wer klimabedingte Risiken heute ausblendet, erhöht nicht nur seine Risikoexponierung, sondern verspielt auch die strategische Position als aktiver Gestalter des Wandels.

Die Herausforderung: Mangelhafte Datenlage

Eine zentrale Hürde beim Management der finanzierten Emissionen ist die mangelnde Verfügbarkeit verlässlicher Daten, insbesondere im Mittelstand. Hohe Kosten, der Aufwand bei der Datenerhebung und begrenzte Kapazitäten der Unternehmen zur Bereitstellung relevanter ESG-Informationen erschweren den Zugang. Hinzu kommen fehlende Offenlegungs- und Berichtpflichten.

Für Banken bedeutet das: Transitorische Risiken bleiben oft undurchsichtig, sind im Kreditportfolio nur begrenzt quantifizierbar, und fundierte Entscheidungen über grüne Finanzierungen können nur eingeschränkt getroffen werden. Unzureichende Emissionsdaten entwickeln sich damit zunehmend zu einem finanziellen Risiko.

Regulatorischer Rückschritt, ein trügerischer Sicherheitsgewinn

Der jüngste Entwurf des EU-Omnibus-Vereinfachungspakets von Mai 2025 der EU-Kommission sorgt für Kontroversen. Er sieht unter anderem vor, die bislang verpflichtende Offenlegung von Klimatransitionsplänen aufzuheben, wie sie zuvor sowohl in der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) als auch in der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) vorgesehen war. Die Verabschiedung des Entwurfs wird für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet. Wird er rechtskräftig, wären Unternehmen nur noch dann zur Veröffentlichung eines Klimatransitionsplans verpflichtet, wenn sie freiwillig einen solchen erstellt haben.

Das entlastet Banken und Unternehmen zwar kurzfristig administrativ, reduziert aber langfristig die Transparenz und Steuerungsfähigkeit klimapolitischer Maßnahmen. Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor erheblichen Risiken durch die drastische Reduzierung der Nachhaltigkeitsberichtspflichten. Der Zugang zu zentralen Informationen, etwa zu physischen oder transitorischen Risiken, werde so stark eingeschränkt.

Unabhängig von regulatorischen Anpassungen bleibt die Klimarealität unnachgiebig. Große Versicherer wie die Allianz warnen: Ohne konsequenten Klimaschutz droht einzelnen Branchen künftig die Unversicherbarkeit, mit potenziell weitreichenden Folgen für die gesamte Finanzwirtschaft.

Vom Datenpunkt zum Transitionsplan

Zuverlässige Daten bilden die Grundlage für einen tragfähigen Transitionsplan, der es Banken ermöglicht, finanzierte Emissionen zu messen und aktiv zu steuern. Die Leitlinien der EBA bieten dazu eine praxisnahe Orientierung sowohl für die Erstellung solcher Pläne als auch für die Verankerung klimabezogener Aspekte in Strategie und Risikomanagement. Auch wenn der regulatorische und politische Druck aktuell nachlässt, bleibt der Erwartungsdruck seitens Stakeholdern wie Investoren, Mitarbeitenden und Kunden in Bezug auf transparente Klimastrategien unverändert hoch.

Ein fundierter Transitionsplan mindert nicht nur transitorische Risiken im Portfolio, sondern eröffnet auch neue Geschäftschancen, zum Beispiel durch glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation, nachweisbare Beiträge zur Dekarbonisierung und gezielte Kreditvergabe in zukunftsfähige Sektoren. Eine Studie von KfW Research und BCG unterstreicht das enorme wirtschaftliche Potenzial: Allein bis zum Ende dieses Jahrzehnts besteht weltweit ein Investitionsbedarf von rund 27 Billionen US-Dollar im Bereich Klimaschutz.

Fazit: Verantwortung erkennen und Handlungsfähigkeit beweisen

Die Folgen des Klimawandels sind keine Frage der Zukunft. Sie sind bereits heute deutlich spürbar und zeigen sich unter anderem in physischen und Reputationsrisiken. Banken, die jetzt in transparente Daten, klimabezogene Risikoanalysen und eine strategische Steuerung investieren, stärken nicht nur ihre Widerstandsfähigkeit, sondern positionieren sich auch als zukunftsorientierte Akteure.

Mit Lösungen wie der Financed Emissions Platform von Deedster gelingt der Einstieg im KMU-Bereich einfach und effektiv. Der Moment zu handeln ist jetzt: Wer heute beginnt, gewinnt morgen an Glaubwürdigkeit, Stabilität und Geschäftschancen.

Frankfurt City Bankenviertel Sustainable Banking: ESG in der Geschäftsmodellanalyse

Klimarisiken im Kreditportfolio

Warum valide Daten jetzt entscheidend sind – erfahren Sie mehr am 12. September bei unserer kostenlosen Infoveranstaltung!

Quellen
Maurice-Lilli

Lilli Maurice

ist Managerin bei msg for banking im Bereich Sustainable Finance und Strategy & Transformation. Ihr Fokus liegt auf den Themen Strategie, Nachhaltigkeit (ESG) und Change-Management.

Schreiben Sie einen Kommentar

Sie müssen sich anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.