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Banking 2026 – Herausforderungen und Chancen

| Teil 1 |

Das Jahr 2025 war auch für Banken herausfordernd. Was kommt 2026 auf sie zu? Darüber haben wir mit unseren Experten Andreas Mach, Rainer Wilken und Stefan Baumann gesprochen. In diesem ersten Teil unserer dreiteiligen Serie „Banking 2026“ geht es um Herausforderungen und Chancen für die Banken 2026 und welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielen kann.

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Banking 2026

Banking 2026: Herausforderungen, Chancen und die Rolle der KI

Das Jahr 2025 war in vielerlei Hinsicht herausfordernd, auch für Banken. Was kommt 2026 auf die Banken zu? Darüber haben wir mit Andreas Mach, Mitglied des Vorstands, Rainer Wilken, Geschäfts­be­reichs­leiter Management & Business Con­sulting und mit Stefan Baumann, Bereichsleiter Management Consulting gesprochen.

In diesem ersten Teil unserer dreiteiligen Serie „Banking 2026“ geht es um Herausforderungen und Chancen für die Banken 2026 und welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielen kann.

Die Fragen stellen Andrea Späth und Karin Dohmann.

Übrigens: Bei msg for banking duzen wir uns über alle Hierarchien hinweg und behalten dies auch bei unseren Interviews mit Kolleginnen und Kollegen bei.

Künstliche Intelligenz: 2026 wird für die Banken das Jahr des Aufbruchs

Vielen Dank, Andreas, Rainer und Stefan, dass ihr euch Zeit genommen habt, um mit uns über die Chancen und Herausforderungen für die Bankingbranche 2026 zu sprechen. Wie ist eure Prognose? Was kommt 2026 auf die Banken zu?

Rainer Wilken: „Wenn wir auf die Märkte und auf die volkswirtschaftliche Entwicklung schauen, für die ja auch 2026 nur ein geringes Wachstum prognostiziert wird, dann glaube ich, dass Banken nach wie vor mit erhöhten Risikokosten zu kämpfen haben. Aufgrund der Rezession und der schwachen Konjunktur müssen sie weiterhin damit rechnen, dass Kreditnehmer – insbesondere kleine mittelständische Unternehmen – intensiver betreut werden müssen oder ganz ausfallen könnten.“

Stefan Baumann: „Grundsätzlich haben die Banken anderthalb gute Jahre gehabt, vor allem natürlich getrieben durch ein günstiges Zinsumfeld.

Aber die wirtschaftliche Entwicklung lässt nun deutlich zu wünschen übrig und übt damit Druck auf Erträge und Risiken aus. Und selbst wenn die 500 Milliarden aus dem Sondervermögen jetzt kommen, wird das Geld wohl eher selektiv an bestimmte Branchen gehen. Das heißt, gerade viele der kleineren Banken werden davon nicht oder nur wenig partizipieren.

Das wirtschaftliche Umfeld für die Banken wird also schwieriger. Und dazu kommt dann noch der wachsende Wettbewerb durch Neo-Banken, Nicht-Banken und andere Spieler im Markt.

Ich vermute also, dass 2026 tendenziell ein schwieriges Jahr für die Banken wird – allerdings von einem hohen Niveau aus betrachtet.“

Rainer Wilken: Es ist tatsächlich die Frage, wann  Effekte einer finanzpolitischen Wende von Seiten der Politik zu sehen sein werden. Von dem gerade angesprochenen Sondervermögen ist bisher noch nichts zu spüren. Aus dem Förderbankenumfeld weiß ich, dass man darauf wartet, es in Infrastrukturprojekte, für die Bildung oder für die Digitalisierung investieren zu können und die Märkte damit anzukurbeln.

Das Geld wurde angekündigt, aber es kommt bislang nicht an. Dieser Knoten muss nun platzen, sonst werden auch die Banken in Mitleidenschaft gezogen.“

Mach-Andreas

Andreas Mach: „Ich sehe vor allem das Thema Kostendruck. Aufgrund des verschärften Wettbewerbs müssen die Banken Kosten einsparen, und das wird zu umfangreichen Transformationen vor allem in der Technologie führen. Da kommt – von der „Renovierung“ der IT-Architektur bis zum Zusammenführen verschiedenster Datengrundlagen, von einer einheitlichen und zielgerichteten Ansprache von Kunden bis hin zur Verringerung der regulatorischen Kosten bei gleichzeitiger Erhöhung der regulatorischen Resilienz – einiges auf die Banken zu.

Außerdem müssen Banken sich auch fragen, wie sie angesichts zunehmender Cyberattacken von außen Datensouveränität und -sicherheit herstellen können, damit ihre Kunden ihnen vertrauen. Entscheidend wird letztendlich sein, wie sie die dadurch entstehenden Risiken sauber messen und mitigieren können, und, ob ihr Kapital dafür ausreicht.

Das wird dazu führen, dass viel mehr Szenarioanalysen benötigt werden als das heute der Fall ist. Und sicherlich wird die Bankenaufsicht dafür sorgen, dass diese Themen auch 2026 auf der Agenda von Banken und Finanzdienstleister stehen.“

Wo Herausforderungen sind, sind ja meist auch Chancen. Welche Chancen eröffnen sich für Banken 2026?

Rainer Wilken

Rainer Wilken: „Ich denke, dass vor allem die künstliche Intelligenz (KI) viele Digitalisierungschancen bietet. Vor allem der Einsatz von KI-Agenten ist eine Riesenchance für Banken, um schneller, besser und kundenorientierter zu werden. Es gibt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in den Prozessketten, die die Institute gerade entdecken. Sie werden damit ihre Effizienzen steigern können und die Kundenerfahrung verbessern. Das sehe ich absolut als Chance Nummer eins im nächsten Jahr.“

Ich sehe große Chancen für Banken, die ihr Geschäftsmodell an interessanten, spannenden Themen, gerade auch für junge Kundinnen und Kunden, ausrichten (...).

Andreas Mach Mitglied des Vorstands

Andreas Mach: „Das sehe ich auch so. Indem die Banken mit KI agieren, haben sie die Möglichkeit, die gesamte Kundenansprache viel zielgerichteter auszugestalten und neue Produkte anzubieten. Nehmen wir zum Beispiel das Thema ESG. Banken können „grüne“ Produkte anbieten und damit genau das passende Kundenklientel ansprechen, das aufgrund seiner individuellen Präferenzen besonders affin für dieses Thema ist.

Ich sehe große Chancen für Banken, die ihr Geschäftsmodell an interessanten, spannenden Themen, gerade auch für junge Kundinnen und Kunden, ausrichten und auch Lösungen anbieten, die weit übers Banking hinausgehen – also „Beyond Banking“. Banken können über eine Portallösung nicht nur bei der Finanzierung einer Immobilie und beim Beantragen von Fördermitteln helfen, sondern auch dabei, den richtigen Handwerker auszuwählen und darauf zu achten, dass individuelle Bedürfnisse, wie zum Beispiel nachhaltiges Handeln, adäquat berücksichtigt werden. KI unterstützt dabei, das alles bereitzustellen, was mit dem eigentlichen originären Banking gar nichts zu tun hat. Und zwar ohne großen Aufwand. Manche Banken haben diesen Weg des Fokus auf Customer Centricity bereits eingeschlagen, aber hier sehe ich noch extrem großes Potenzial – gerade auch, um die jüngeren Kundinnen und Kunden, die Kundinnen und Kunden von morgen anzusprechen.“

Stefan Baumann

Stefan Baumann: „Gerade für Sparkassen ist dieses Beispiel meiner Meinung nach elementar. Wir haben in Deutschland einen sehr wettbewerblichen Bankenmarkt mit einer großen Anzahl an Banken. Das übt natürlich einen gewissen Druck aus, und ist eine große Herausforderung für das entsprechende Geschäftsmodell.

Banken haben jetzt, da ihnen die Technik so viele Möglichkeiten bietet, die Chance, zu hinterfragen, auf welche Kompetenzen, auf welche Zielgruppen sie sich konzentrieren, und mit welchen Zielprodukten sie sich definieren möchten.

Sie müssen auch nicht mehr alles selbst machen. Es stehen inzwischen Unternehmen bereit, die ihnen gewisse Lasten abnehmen können, zum Beispiel im Meldewesen. Stichwort Outsourcing. So können sie sich konsequent auf ihr Geschäftsmodell konzentrieren.“

KI wird zum New Normal. Nur ob es schon 2026 flächendeckend so weit sein wird, wage ich zu bezweifeln.

Rainer Wilken Geschäftsbereichsleiter Management & Business Consulting

Ein Stichwort ist gerade gefallen – künstliche Intelligenz. Die Kunden der Banken nutzen sie schon ganz selbstverständlich. Wie sieht es in den Banken selbst aus? Ist KI 2026 schon das „New normal“? Wo stehen sie aktuell, in welche Richtung geht es?

Rainer Wilken: „Für einige wenige Banken ist der Einsatz von KI schon normal. Vor allem für die großen internationalen Häuser. Die haben früh damit begonnen und sind gerade an der Kundenschnittstelle schon sehr weit.

Dann kommt ein breites Mittelfeld und dann gibt es diejenigen, die noch gar nicht damit angefangen haben.

Die Institute im Mittelfeld haben verstanden, dass sie eine KI-Strategie und eine KI-Gover­nance brauchen und haben sie vielleicht auch schon entwickelt. Dann haben sie ein bisschen experimentiert:  Mal hier ein KI-Use-Case, mal da ein Beweis, dass KI funktioniert. Und dann? Dann ist zum Teil nicht mehr viel mehr passiert.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass ein Großteil der Banken in Deutschland genau in diesem Mittelfeld stagniert und bisher noch nicht so weit gegangen ist, ganze Strecken mit KI umzusetzen – sei es aufgrund von regulatorischen Umsetzungsverpflichtungen, Marktschwierigkeiten, Investitionshemmnissen oder ähnlichem.

Das wird aber kommen. KI wird zum New Normal. Nur ob es schon 2026 flächendeckend so weit sein wird, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, wir brauchen noch ein bisschen länger.“

AI Strategy

KI-Technologie in Banken

KI startet – und zwar mit Plan:
Wer entwickelt, mit wem und wo setzt die Bank
künftig auf smarte KI-Lösungen.

Andreas Mach: „Es wird sicher nicht schon 2026 so weit sein. Das liegt vor allem an zwei Punkten: Auf der einen Seite sehe ich das Problem der Qualifikation. Viele Entscheider, aber auch Mitarbeitende sind einfach noch nicht so weit, um KI so adäquat zu nutzen, dass es zu Mehrwerten führt.

Und auf der anderen Seite braucht es, um KI im Unternehmen zielgerichtet einzusetzen – und zwar nicht im Experimentierstadium, sondern für komplette Prozessketten – auch Lösungen, die stabile und richtige Ergebnisse liefern sowie durchdacht und vor allem sicher sind.

Die Industrie hat allerdings noch wenig Erfahrungen damit, wie die Ergebnisse von KI-Tools angemessen überprüft werden sollen, damit sie auch allen gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen Stand halten. Deshalb sind viele Banken unsicher, was sie überhaupt nutzen können und dürfen oder wie sie beispielsweise mit Hyperscalern und Anwendungen in der Cloud umgehen sollen.

Es ist aber elementar, dass durch KI generierte Ergebnisse, zum Beispiel Codes in der Softwareentwicklung oder Einsatz von KI-Agenten in komplexen Prozessen beziehungsweise Anwendung von Machine-Learning-Algorithmen in Risikomodellen, effizient eingesetzt werden können. Nur dadurch entsteht die gewünschte Zeit- und Kostenersparnis bzw. die Skalierbarkeit beim Einsatz. Hierfür sind noch diverse Testszenarien beziehungsweise Lösungsoptionen zur Herstellung nachvollziehbarer, erklärbarer und wiederholbarer Ergebnisse nötig.

In diesen Gebieten werden wir 2026 extrem viele Fortschritte sehen, gerade wenn man die Entwicklung von Sprachmodellen und die immer kürzer werden Weiterentwicklungszyklen mit zum Teil sprunghaften Ergebnisverbesserungen beobachtet. Ich würde 2026 daher als Jahr des Aufbruchs für die meisten Banken bezeichnen.“

Stefan Baumann: „Die spannende Frage ist ja nicht, wo künstliche Intelligenz Prozesse und Abläufe effizienter machen kann, sondern wie KI das Geschäftsmodell nachhaltig verändern wird. Ich glaube, dass bisher nur einige wenige Banken hier eine Vision entwickelt haben, wie sie KI so in ihr Geschäftsmodell einbetten können, um daraus einen Wettbewerbsvorteil zu generieren. Nicht nur durch Effizienz, sondern auch durch höheren Kundennutzen durch neue Produkte, zielgerichtete Ansprache, Schnelligkeit etc.

Die spannende Frage ist ja nicht, wo künstliche Intelligenz Prozesse und Abläufe effizienter machen kann, sondern wie KI das Geschäftsmodell nachhaltig verändern wird.

Stefan Baumann Bereichsleiter Management Consulting

Daher ist es entscheidend, dass sich Banken darüber klar werden, was sie mit den KI-Modellen machen möchten. Sie können mit ihnen einfach das Meldewesen bedienen. Aber sie können KI auch als Chance begreifen und durch eine schnellere und höhere Verfügbarkeit von Daten eine Lösung und ein Geschäftsmodell betreiben, das anderen Banken überlegen ist.  Deshalb ist es umso wichtiger, dass Banken ihre Infrastruktur und ihr Datenmanagement auf- und ausbauen.“

Andreas Mach: „Die Datenstrategie ist ein zentraler Punkt. Alle möchten KI nutzen, aber wir stellen immer wieder fest, dass viele Banken keine Übersicht über ihren eigenen Datenhaushalt haben. Weder, in welcher Struktur er vorliegt, noch wie einheitlich er ist oder wie sie die vorhandenen Daten überhaupt zielgerichtet nutzen können. Es gibt häufig immer noch eine relativ dezentral und inkonsistent aufgebaute Datenhaltung, die wenig flexibel und zum Teil ziemlich veraltet ist, und die zudem zum Beispiel unstrukturierte Daten überhaupt nicht integrieren kann.

Aber wer mit KI-Lösungen arbeiten oder die Digitalisierung vorantreiben will, muss sich darüber im Klaren sein, das die Investition in eine zukunftsgerichtete Datenökonomie entscheidend für den Fortschritt sein wird.

Das ist heute bereits für die Banken eine enorme Herausforderung, die sie jetzt angehen und in den nächsten Jahren weiter optimieren müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

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Eine klare Datenstrategie brauchen die Banken aber nicht nur im Zusammenhang mit KI, sondern noch aus einem anderen Grund. Nämlich um ihr Risikomanagement und Meldewesen einheitlicher zu gestalten. Die Regulatoren erwartet zunehmend, dass Banken konsistente Daten im Meldewesen, in der Banksteuerung und im Risikocontrolling, aber auch in der Bilanzierung verwenden. Dadurch soll zum einen ein schnelles und einheitliches Reporting (nach dem RDARR-Standard) gewährleistet werden, andererseits aber auch Stresstests und Szenarioanalysen zügig umgesetzt werden können.

Dann ist man sehr schnell bei sehr granularen Daten, die heute bereits eine wichtige Rolle spielen, aber auch in Zukunft – beispielsweise durch neue Anforderungen wie IReF im Zuge des Meldewesens – eine elementare Grundlage darstellen.“

Unsere Experten

Mach-Andreas

Andreas Mach, Mitglied des Vorstands, verantwor­tet die Ressorts Sales und Marketing und ist für die Ge­­schäftsbereiche Mana­gement & Business Consul­ting verantwortlich. Außer­dem ist er seit vielen Jahren als Autor, Referent, Berater und Experte in den Themen Banksteuerung, Risiko­ma­na­ge­ment, Con­trolling, Re­gu­latorik sowie Compli­an­ce und Analytics bezie­hungs­­weise künst­liche Intelligenz tätig.

Rainer Wilken

Rainer Wilken, Geschäfts­be­reichs­leiter Management & Business Con­sulting, verfügt über umfassende Erfahrungen im Auf- und Ausbau von Beratungsgeschäft für Fi­nancial Services, Busi­ness Development, in der Ver­triebssteuerung und Kun­denbetreuung sowie um­fassender Expertise in der Transformation von Bank­or­ganisationen. Sein Fokus liegt auf der strate­gischen Transformation und technologie­getriebenen Ge­schäfts­mo­del­len.

Stefan Baumann

Stefan Baumann, Bereichsleiter Management Consulting, verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Banken- und Finanzbranche. Er unterstützt Banken bei strategischen Fragestellungen der Geschäfts­entwicklung und -optimierung – von Fusionen, Vorstandswechseln und Geschäftsmodell­anpassungen bis zur Organisationsentwicklung und dem Einsatz moderner Technologien im Betriebsmodell.

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KI im Banking

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