Open Finance: FIDA nimmt langsam Gestalt an
Die Financial-Data-Access(FIDA)-Verordnung ermöglicht den Zugang zu einem breiten Spektrum an Finanz- und Kundendaten, die von Banken, Versicherern oder Vermögensverwaltern gehalten werden. Während nach der Sommerpause die FIDA-Debatten wieder aufgenommen werden, strebt Dänemark einen Kompromiss an: Das Non-Paper der dänischen Präsidentschaft zielt darauf ab, FIDA zu einem leichteren, auf den Einzelhandel ausgerichteten Rahmenwerk mit angepasstem Umfang und einer inklusiveren Governance umzugestalten, um die Open-Finance-Regulierung der EU voranzubringen.
- Große Unternehmen und bestimmte Arten von Dateninhabern fallen nicht in den Anwendungsbereich
- Verringerung des Datenumfangs von FIDA
- Was sind "Rohdaten"?
- Schemata vs. harmonisierte Mindeststandards
- Ein inklusiverer Ansatz für Datenaustauschsysteme
- Wird eine auf Kompromissen basierende FIDA-Verordnung den gewünschten Erfolg bringen?
- Was ist als nächstes zu tun?
In Brüssel bedeutet das Ende der Sommerferien auch: zurück an den Verhandlungstisch und zu FIDA, der EU-Initiative für offene Finanzdaten. Diese Initiative hat Anfang dieses Jahres eine Achterbahnfahrt hingelegt und Branchenakteure, Verbände sowie Befürworter offener Finanzdaten dazu veranlasst, intensiv über die Vor- und Nachteile einer Öffnung der europäischen Finanzdaten zu debattieren.
Da die dänische Ratspräsidentschaft entschlossen scheint, FIDA noch vor Ende 2025 unter Dach und Fach zu bringen, ist sie nun dabei, die Standpunkte der verschiedenen Mitgliedstaaten zur Verordnung in Einklang zu bringen. Das Ziel sind ausgewogene Änderungen, die FIDA zu einer etwas schlankeren und in der Praxis auf den Privatkundenbereich ausgerichteten Verordnung machen würde.
In einem Ende August veröffentlichten sogenannten Non-Paper unterbreitet Dänemark Vorschläge, die bestimmte Akteure aus dem Anwendungsbereich von FIDA ausschließen und strengere Beschränkungen für historische Daten sowie für die Einbeziehung gekündigter und erfüllter Verträge vorsehen. Das Dokument regt außerdem an, die Definition von „Rohdaten“ für die Zwecke der Verordnung zu präzisieren und zentrale Mindeststandards zu entwickeln, um eine übermäßige Fragmentierung auf Ebene der Finanzdatenaustauschsysteme (Schemes) zu vermeiden. Außerdem wird eine integrativere Governance für Systeme mit einer stärkeren Vertretung von Interessengruppen wie Verbraucherverbänden und Kundenorganisationen vorgeschlagen.
FIDA-Daten als Schlüssel
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Große Unternehmen und bestimmte Arten von Dateninhabern fallen nicht in den Anwendungsbereich
Zuvorderst, wenn auch keineswegs überraschend, steht der Vorschlag, große Unternehmen von der Kundenseite der FIDA auszunehmen. Dieser Vorschlag, der bereits im Mai in einem Non-Paper der Kommission zur Vereinfachung der Verordnung vorgebracht wurde, hat breite Zustimmung in allen Lagern gefunden.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Unternehmen verfügen über genügend Verhandlungsmacht, um bei Bedarf Zugang zu Daten zu erhalten. Darüber hinaus sind ihre Anforderungen sehr spezifisch und lassen sich im Rahmen einer breit angelegten Regulierung nur schwer „richtig” umsetzen. Die Erfahrungen mit PSD2 zeigen, dass die regulatorischen Schnittstellen für den Zugang zu Konten für große Unternehmen praktisch irrelevant sind.
Das Dokument schlägt zudem eine Reihe von Ausnahmen für Dateninhaber vor, darunter Ratingagenturen. Auch andere Institutionen sollen aus Gründen der Verhältnismäßigkeit aus dem Anwendungsbereich herausfallen, beispielsweise kleine und nicht vernetzte Wertpapierfirmen oder bestimmte Arten von Altersversorgungssystemen – Long-Tail- oder Nischenakteure, die wenig zum Gesamtdatenpool beitragen, aber einer unverhältnismäßig hohen regulatorischen Bürde ausgesetzt wären.
Darüber hinaus schlägt das Papier vor, Emittenten von E-Geld-Token und Asset-Referenz-Token aufgrund fehlender direkter Kundenbeziehungen auszunehmen. Schließlich spricht sich das Non-Paper für eine stärkere Angleichung zwischen FIDA und DORA aus, wobei kleinere Unternehmen, die von DORA ausgenommen sind, aus denselben Gründen ebenfalls aus dem Anwendungsbereich der FIDA herausfallen sollten.
Verringerung des Datenumfangs von FIDA
Neben der Ausnahme bestimmter Unternehmen vom Anwendungsbereich sieht das dänische Non-Paper auch eine Einschränkung des Datenumfangs vor, sowohl in Bezug auf die Datenhistorie als auch auf gekündigte oder erfüllte Verträge. Die zeitliche Begrenzung historischer Daten wird seit dem Mandat des Rates vom Dezember 2024 diskutiert, wo eine maximale Begrenzung auf zehn Jahre vorgeschlagen wurde. Der neue Vorschlag reduziert diese Frist auf sieben Jahre, wobei einzelne Systeme eine Begrenzung festlegen müssen, auch wenn sie sich für eine Verlängerung entscheiden können. Es wird auch eine Alternative diskutiert, bei der die Frist bei Inkrafttreten der FIDA zunächst auf zwei Jahre begrenzt wäre und der Zeithorizont jährlich verlängert würde.
Außerdem besteht unter den Mitgliedstaaten ein breiter Konsens darüber, dass gekündigte und erfüllte Verträge aus dem Anwendungsbereich von FIDA herausgenommen werden sollten. Das Dokument erkennt jedoch auch die Notwendigkeit von Ausnahmen an: Man denke beispielsweise an eine Kfz-Versicherung, die regelmäßig erneuert wird – deren historische Datenpunkte jedoch für den Kunden von hohem Wert sind.
Was sind „Rohdaten“?
Die Beschränkung von FIDA auf „Rohdaten“ wurde zunächst durch das Mandat des Rates eingeführt, um die geschützte Anreicherung von Daten durch Dateninhaber vom Anwendungsbereich auszunehmen (weder der ursprüngliche Verordnungsentwurf der Kommission noch das Mandat des EP enthielten eine solche Beschränkung).
Seitdem wird über die Definition und Abgrenzung des Begriffs debattiert. Im Non-Paper werden zwar verschiedene Ansätze zur Lösung des Problems erörtert – wie eine negative Abgrenzung bei abgeleiteten Daten oder eine lex specialis für Rohdaten -, aber letztlich wird eine ausführlichere, direkt in den FIDA-Text integrierte Definition des Begriffs vorgeschlagen.
Schemata vs. harmonisierte Mindeststandards
Das Non-Paper der Kommission vom Mai 2025 brachte eine Alternative zur schemageleiteten Standardisierung auf den Tisch: harmonisierte Mindeststandards, die von einer europäischen Normungsorganisation (ESO) entwickelt wurden. Dies könnte die Marktbelastung durch die Entwicklung von Schemata verringern und eine Fragmentierung über Märkte und Branchen hinweg verhindern.
Die Nachteile liegen jedoch ebenso auf der Hand: Der kleinste gemeinsame Nenner wird die Besonderheiten bestimmter Teilbranchen kaum berücksichtigen und das Potenzial für FIDA-geleitete Innovationen verringern.
Die dänische Ratspräsidentschaft hat nun vorgeschlagen, die Entwicklung harmonisierter Mindeststandards einer ESO voranzutreiben, jedoch auf freiwilliger Basis. Das heißt, vom Markt entwickelte Systeme können diese Standards übernehmen, aber bei Bedarf auch eigene Standards entwickeln. Die Mindeststandards könnten auch als Fallback dienen, wenn kein dediziertes Scheme bereitsteht.
Wichtig zu beachten: Mindeststandards sind kein Ersatz für Datenaustauschsystem – letzteres zielt darauf ab, über bloße Standards hinauszugehen und eine breitere Palette von Vereinbarungen zwischen den Teilnehmern sowie deren Durchsetzung einzubeziehen, um einen nahtlosen und sicheren Datenaustausch auf skalierbare Weise zu gewährleisten.
Ein inklusiverer Ansatz für Datenaustauschsysteme
Das dänische Non-Paper nimmt zudem eine ausgewogenere Governance für Finanzdatenaustauschsysteme in den Blick. Hierbei soll sichergestellt werden, dass auch die Kunden- und Konsumentenseite hinreichenden Einblick und Einfluss auf die Entwicklung und den Betrieb der Schemes hat. Dies soll über einen formalen, geschichteten Mechanismus für Anfragen und Eingaben, unter Einbezug der nationalen Aufsichtsbehörden, geregelt werden – anwendbar während des kompletten Lebenszykluses eines Schemes.
Wird eine auf Kompromissen basierende FIDA-Verordnung den gewünschten Erfolg bringen?
Bietet das Non-Paper der dänischen Ratspräsidentschaft zu FIDA Überraschungen? Nicht wirklich: Viele der darin enthaltenen Vorschläge, wie beispielsweise der Ausschluss großer Unternehmen, wurden von den Marktteilnehmern, die den politischen Prozess aufmerksam verfolgen, weitgehend erwartet. Die dänische Präsidentschaft tut, was sie angekündigt hat: Sie sucht nach einem pragmatischen Weg für FIDA, indem sie die Standpunkte der Kommission, des Europäischen Parlaments und der Mitgliedstaaten, die im Laufe des Sommers gesammelt wurden, zusammenführt.
Das Ergebnis, das noch weiteren Diskussionen in Brüssel unterliegt, dürfte eine schlankere Regulierung sein, die Verbraucher und kleine Unternehmen berücksichtigt und einige Ecken und Kanten glättet, um die Gesamtbelastung durch die Anpassung zu verringern. Gleichzeitig wird darauf geachtet, dass bei Bedarf Flexibilität und Spezifität möglich sind.
Wird dieser Kompromissansatz ausreichen, dass FIDA die offene Finanzdatenwirtschaft signifikant ankurbeln kann? Das bleibt abzuwarten – jedoch ist der Wert einer schnellen Vorgehensweise, um den Marktteilnehmern Sicherheit hinsichtlich der endgültigen Form der FIDA zu geben, enorm. Es wird dann an ihnen liegen, den Faden aufzunehmen und die Fähigkeit des Marktes zu beweisen, den offenen Datenaustausch so umzusetzen, dass daraus eine Win-Win-Situation für die gesamte Wirtschaft entsteht.
Was ist als nächstes zu tun?
Das Non-Paper gibt zwar deutliche Hinweise darauf, wie einige offene Aspekte der Verordnung letztlich aussehen werden – auch wenn es noch Überraschungen geben könnte. Gleichzeitig gibt es Aspekte, auf die das Non-Paper nicht eingeht – einer davon ist der Zeitplan für die Umsetzung. Bis auf Weiteres sollten Marktteilnehmer von der Zeitleiste des Ratsvorschlags (drestufige Einführung nach 24-12-12 Monaten) ausgehen. Tatsache ist, dass die Zeit für die Vorbereitung auf FIDA kostbar ist, auch wenn die endgültige Fassung der Verordnung noch aussteht.
Kontaktieren Sie uns gerne, um die regulatorischen Feinheiten von FIDA, die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen, mögliche Strategien, die Vorbereitung auf FIDA und die bereits jetzt umsetzbaren Maßnahmen zu besprechen.




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